Kanchenjunga Himal & Sherpa Reisen
Reiseblog: Kanchenjunga – eine Reise in den abgelegenen Osten Nepals mit Sherpa Reisen
Ursprünglicher Himalaya
Geographie und Klima
Der Kanchenjunga ist ein Massiv, das aus mehreren Bergen besteht, deren höchster 8586m hoch ist. Der dritthöchste Berg der Welt liegt im äußersten Nord-Osten Nepals, er ist Grenzberg zwischen Nepal und Indien/Sikkim. Der Aufstieg zu den Basecamps (Nord und Süd) erfolgt durch verschiedene Klimazonen, von Kardamomfeldern und Bambus, dichten Laub- und Nadelwäldern mit Orchideen und Flechten und lichten Bergbambuswäldern bis hoch in die alpine Zone mit Geröll und Schnee. Im Frühjahr kann es durchaus noch zum Teil erheblichen Neuschnee geben, während im unteren Wegteil die Rhododendren und Magnolien blühen. Wir waren Anfang März unterwegs und konnten trotz einigen Neuschnees die Pässe überqueren. März bis Mitte Mai und Oktober/November sind gute Reisezeiten.
Unterkünfte und Trekkingrouten
Für die Tour werden Nationalparkgebühren und Trekking-Permits gefordert, ein Guide ist verpflichtend.
Wer im Basecamp übernachten möchte, sollte Zelte dabei haben. Für den übrigen Teil der Route gibt es mittlerweile überall Lodges, es werden auch im gesamten Gebiet neue Lodges gebaut. Die Unterkünfte sind einfach aber sauber, das Essen lokal, saisonal und frisch – Dhal Bhat in verschiedenen Varianten, Tamarillo-Chutney, Tibetan Bread, Tsampa, der Brei aus gerösteter Gerste, für Wagemutige auch Dido (ein Brei aus Hirse oder Buchweizen) , Tongba (Hirsebier) und Buttertee.
Die Trekkingrouten sind teilweise rauh mit größeren Auf- und Abstiegen, vergleichsweise wenig begangen und trotz immer wiederkehrender Bergrutsche gut unterhalten. Wir haben Anfang März auf der gesamten Strecke nur eine Handvoll anderer Wanderer getroffen. Für die Ortsbezeichnungen gibt es verschiedenen Schreibweisen und auch die Höhenangaben variieren, je nachdem, welches Kartenmaterial man benutzt. Sie dienen hier daher nur zur allgemeinen Orientierung.
Reiseimpressionen
Von Kathmandu nach Bhadrapur (94 m) und über Ilam (1550 m) nach Taplejung (1800 m)
Der Flug mit Yeti Airlines von Kathmandu nach Bhadrapur zum Chandragadi Airport im Süd-Osten Nepals dauert keine Stunde. Feuchtwarme Luft empfängt uns als wir den Flughafen verlassen. Mit einem Jeep geht die Fahrt nun allmählich hoch bis zu den Teegärten von Ilam, am Straßenrand zunächst riesige Salbaumwälder. Kindern treiben Ziegen und Wasserbüffel die Straße entlang, wir kommen durch kleine Dörfchen und passieren immer wieder Baustellen zur Erneuerung von Brücken – Schäden des letzten Monsunregens. In den staatlichen Teegärten machen wir einen Zwischenstopp. Hier ist es nebelig und bereits deutlich kühler. Einmal wechseln wir noch das Fahrzeug – mit einem E-Auto geht es hinauf bis Taplejung.
Von Taplejung nach Sukethum (1660 m) und Lamatar (1900 m)
Früh am nächsten Morgen setzen wir unsere Fahr mit einem neuen Fahrzeug fort – zum Glück, denn bald sind die Straßenverhältnisse so, dass unser E-Auto von gestern nicht weitergekommen wäre. Immer wieder sind die Straßen schlecht befahrbar, weil entweder Bauaktivitäten für Wasserkraftwerke oder Beseitigungsmaßnahmen für Erdrutsche die Straße blockieren. Bei Sukethum teilt sich die Straße, nach Osten geht es ein kurzes Stück zum Zero-Point, dem Ende der Straße und Anfang unserer Wanderung, nach Norden geht die Straße weiter nach Tibet. Von hier aus geht es zu Fuß nach Lamatar, unserer ersten Übernachtung auf der Wanderung. Kardamomplantagen und zart rosa blühende Mandelbäumchen liegen rechts und links des Weges, Orchideen, Rhododendren, gelb blühende Mahoniensträucher und Wasserfälle. Der Weg kreuzt über eine gute Hängebrücke den schäumenden Ghunsa-Fluss. Hinter uns trottet eine Maultierkarawane über die Brücke, es sind auf der gesamten Route aber deutlich weniger Lasttiere unterwegs als zum Beispiel im Everest-Gebiet. Die Lodge in Lamatar ist einfach aber sauber, das Abendessen –Momos– frisch und lecker.
Von Lamatar nach Gyabla (2730 m)
Über eine weitere Hängebrücke steigen wir Richtung Phedi (2650 m) und Amjilosa (2395 m) auf, der Weg verläuft gemächlich im Auf und Ab zwischen 2700 m und 2300 m. Immer wieder begrüßen uns junge Hunde – kleine, tapsige Fellknäule, die aber schon lautstark bellen. Bergbambus, das Habitat des Kleinen (roten) Panda, liegt rechts und links des Weges – leider bekommen wir die scheuen Tiere nicht zu Gesicht. In Thangyam machen wir Mittagsrast, in Gyabla ist unsere Lodge.
Von Gyabla nach Ghunsa (3420 m)
Von Gyabla geht es heute über Phale (3240 m) nach Ghunsa. Zunächst noch durch Bambuswald, dann durch harzig duftende Kiefernwälder verläuft unser Weg. Gesäumt wird der Weg durch dick bemooste Bäume, teilweise mit Baumfarn bewachsen, Flechten wehen wie lange Bärte von den Bäumen, grün und grau. Rot blühender Rhododendron und gelb blühender Seidelbast säumen den Weg. Vor der Mittagspause kommen wir über eine Almwiese und machen einen Abstecher zu einem kleinen Gelug-Kloster mit einer beeindruckenden Chenrezig-Statue. Nach der Mittagsrast passieren wir eine Chautara, die der WWF für die Opfer eines Helikopterabsturzes errichtet hat. Dann kündigt ein großer Manistein auch schon Ghunsa an. Ehe wir die Hängebrücke nach Ghunsa überqueren, machen wir einen weiteren Abstecher zu dem Ningma-Kloster Tashi Choding Gumba. Im Obergeschoss sind Statuen von Tara und Guru Rinpoche, im Erdgeschoss alte Masken, Bücher und viele Statuen, die restauriert und repariert werden, weil das Kloster bei einem Erdbeben in Tibet vor wenigen Monaten erheblich beschädigt worden ist. In Ghunsa registrieren wir uns beim Kanchenjunga Conversation Area Office und legen unsere Permits vor.
Von Ghunsa nach Kambachen (4050 m)
Ghunsa ist ein kleines Bergdorf mit Yak- und Nakweiden, alte Holzzäune säumen den Hauptweg, es gibt mehrere Lodges. Der Besitzer des Kanchenjunga Guesthouse, in dem wir übernachten, war im Frühjahr für den WWF tätig und hat sich an einer Zählung der Schneeleoparden-Population vor Ort beteiligt. 35 Exemplare wurden gezählt und er zeigt uns stolz Bilder davon.
Auf unserem Weg nach Kambachan kommen wir an einem Felsen vorbei, auf dem der Fußabdruck von Guru Rinpoche zu sehen ist. Kurz darauf ist der Weg durch Erdrutsche weggebrochen, ein behelfsmäßiger Pfad führt durch den dichten Rhododendronwald. Wir kommen vorbei an Teehäusern, die noch nicht geöffnet sind und haben nach einem längeren Aufstieg tolle Sicht auf den Kumbhakarna (7711 m). Über eine Hängebrücke queren wir den Fluss und kommen nach Kambachen.
Von Kambachen nach Lhonak (4780 m)
Der heutige Weg ist kürzer und ohne starke Steigung, er zieht sich allmählich in das karge Hochtal von Lhonak hinauf, das von schneebedeckten Bergen gesäumt ist. Wir passieren einen beeindruckenden Wasserfall, der noch halb zu Eis erstarrt ist, und kommen gegen Mittag bei unsere Lodge in Lhonak an. Wir haben Glück, da die Lodge gerade eben erst geöffnet wurde. Der Lama der Tashi Choding Gumba von Ghunsa ist der Lodgebetreiber und hat sich auf den Weg gemacht, nachdem er im Kloster erfahren hat, dass wir nach Lhonak gehen. Jetzt ist seine kleine Familie dabei, die Bettdecken zu lüften, Feuer zu machen und die Lodge für sich und uns bezugsfertig zu machen.
Von Lhonak nach Pangpema/Kanchenjunga Basecamp (5142 m) und zurück
Um 5:00 Uhr in der Früh starten wir nach einem Frühstück aus Tsampa und Tee mit Stirnlampen Richtung Kanchenjunga Basecamp. Es ist sternenklar und kalt aber noch windstill. Beim langsamen Aufstieg finden wir Fellreste einer Schneeleoparden-Mahlzeit und immer wieder auch Schneeleoparden-Losung. Am Basecamp haben wir fantastische Sicht auf den mächtigen Nordgrat des Kanchenjunga und viele weitere teils bizarr geformte, teils vergletscherte Berge. Die kleine Steinhütte der KBC Lodge ist noch nicht offen aber wir sitzen in der Sonne mit warmem Tee an ihrer Steinmauer und haben viel Zeit, die rauhe Landschaft und die Stille auf uns wirken zu lassen. Auf dem Rückweg haben wir dann reichlich Gegenwind, so dass wir beschließen, heute eine weitere Nacht bei unseren freundlichen Lodgebetreibern in Lhonak zu bleiben und nicht mehr bis Kambachen abzusteigen.
Von Lhonak nach Ghunsa
Von Lhonak geht es in der Früh hinab nach Kambachen, von dort nach einer Mittagspause dann zurück zu den Weiden von Ghunsa, zurück zu unserem gemütlichen Kanchenjunga Guesthouse. Hier gönnen wir uns den Luxus einer warmen solarbetriebenen Dusche.
Von Ghunsa zum Selele Camp (4200 m)
Der Aufstieg Richtung Selele La Lodge ist landschaftlich ein Kontrastprogramm zu den kargen Felslandschaften bei Lhonak und Kambachan. Erst über Almwiesen, dann durch dichten Kiefern- und Rhododendronwald und Wacholder steigen wir langsam empor. Kleine Passanhöhen sind mit Gebetsfahnen geschmückt, im Aufstieg haben wir einen schönen Blick auf unseren Weg von Gyabla nach Ghunsa, tief unter uns. Über einen schönen Randweg verläuft der Weg zu einer Hochalm mit zwei Lodges. Die eine ist noch geschlossen. Die andere wird auch hier wieder für uns aufgemacht. Im Aufstieg hatten wir den Betreiber getroffen, der mangels Kundschaft die Lodge geschlossen und sich auf den Weg nach Ghunsa gemacht hatte, für uns aber wieder umgekehrt ist. Sternklar und kalt ist die Nacht nach einem beeindruckenden Sonnenuntergang.
Über den Selele La (4480 m) und den Sinion La (4646 m) hinab nach Tortong (2995 m)
Wieder einmal brechen wir früh auf, da wir einen langen Weg vor uns haben. Bald verläuft der Weg im Neuschnee, was den Aufstieg zum Selele La Pass jedoch nicht beeinträchtigt. Oben flattern die Gebetsfahnen, wir haben großartige Sicht auf die Sarphu Gruppe (7070 m), den Kumbhakarna, den Makalu (8485 m) und – ja, auch auf den Berg der Berge, den Mount Everest (8848 m). Vom Selele La geht es erst relativ eben, dann weiter hinauf im tiefen Neuschnee zum Sinion La, von dort sehen wir auch die Kabru-Gipfel (7400 m), den Rathong (6682 m) und den Kothang. Nach einer weiteren ausgiebigen Fotopause geht es hinab zu unserer Mittagsrast bei einem kleinen Bergsee, auf dem Mandarinenten (Aix galericulata) schwimmen. Es folgt ein recht steiler, langer Abstieg über wenig begangene Wege bis zum Simbuwa Khola (Fluss) hinunter ins Tal. Auf dem Weg nach Tortong begegnen uns Yaks, der Weg wird gesäumt von rosa Primeln, gelbem Seidelbast und rot blühenden Rhododendron.
Von Tortong zum Zero Point bei Helok (1600 m) und zurück nach Taplejung
Noch einmal verläuft unser Weg durch nahezu unberührten Bergwald, über den schäumenden Simbuwa Khola, vorbei an tief rot blühendem Rhododendron, zarten Primeln und weiß aufblitzenden Magnolienblüten. Tiefer unten geht der Nadelwald in Bergbambuswälder über, dick bemooste Felsen in verschiedenen Grüntönen, über die tropfend Wasser rinnt, säumen den Wegesrand. Am späten Nachmittag erreichen wir Kardamomfelder und den Zero Point bei Helok, den Beginn der Straße. Ein Jeep bringt uns zurück nach Taplejung.
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